Frauen im Spagat zwischen Beruf und Freizeitsport

Ein Porträt über zwei Strausberger Karatekas – von Antje Gust

Nicht nur Mütter leiden darunter, nicht genug Zeit für sich zu haben. Auch kinderlose Frauen sind betroffen, sich in einem anspruchsvollen Job beweisen zu müssen, Überstunden bringen zu müssen oder gar einen neuen Beruf lernen zu müssen. Und nicht jede Frau hat das Glück, einen Partner an ihrer Seite zu haben. Dabei ist Sport als Ausgleich so wichtig für die Gesundheit: Das Herz wird gestärkt, Bauchfett verschwindet, Glückshormone werden freigesetzt und vieles mehr.

Ich habe zwei junge Frauen kennengelernt, die bewiesen haben, dass man als erwachsene, mitten im Leben stehende Frau mit einem guten Zeitmanagement, mit Ausdauer, Selbstvertrauen und Selbstdisziplin im Leben weiterkommt und Prüfungen der besonderen Art besteht. Das Leben hält sowieso für jeden von uns jede Menge Prüfungen bereit. Also warum sich nicht mit Karate darauf vorbereiten.
Am Donnerstag war es wieder Mal soweit. Der Leiter der Strausberger Ashihara Karateschule, Peter Liebecke, hat 14 seiner Karateschülern die Prüfung zum höheren Gürtel abgenommen. Dieses Mal mit dabei auch zwei Frauen, Jeannette Dieterich und Susann Doerschel.
Jeannette ist 43 Jahre jung, verheiratet und hat 2 Kinder. Sie ist leidenschaftliche Friseurmeisterin in Fredersdorf und trainiert schon viele Jahre Karate. Von der Zeit her hätte sie schon längst den schwarzen Gürtel erreicht haben können. Aber sie hat, wie viele Frauen, wenig Zeit und Gelegenheit, Sport als Ausgleich zu betreiben, geschweige denn regelmäßig zu einem Training zu gehen.

Janette und Susann

Aber Jeannette hat Glück. Sie wird von der ganzen Familie unterstützt. Ihr Ehemann, Colin, ist Trainer in der Karateschule und ihre Jungs, jetzt 19 und 13, sind seit Jahren begeisterte Karate-Kids. So wird 2-mal in der Woche der Freizeitspaß zum Familienausflug. Und am Wochenende gibt der Ehemann Privatunterricht und zusätzliches Lauftraining. Besser geht es nicht.

Donnerstag, 17 Uhr, ist es endlich soweit. Jeannette – ältester Prüfling an diesem Tag – tritt in der Ashihara Karateschule zu ihrer Prüfung zum 5. Kyu an. Zuerst zeigt sie die Basistechniken, das sind Faustschläge, Fauststöße, Blöcke zur Verteidigung und Fußtritte. Gut zuhören – ist hier die Devise, denn die Techniken werden in Japanisch angesagt. Richtig im Kopf umgesetzt und in guter Qualität vorgeführt, stimmt den Trainer Peter Liebecke zufrieden. Es folgen die Disziplinen Laufschule, Kata und Kumite (Kampf). Besondere Aufregung gilt dem Kumite. Für Jeannette ist es erst das zweite Mal, dass sie ihr Können in diesem Vollkontakt-Karatestil beweisen muss. Ihre Gegnerin ist Susann Doerschel, die zweite Frau in der Prüfung.
Susann (30) ist eine immer strahlende Girly-Frau, in der Ausbildung zur Physiotherapeutin und noch nicht so lange beim Karate. Die ehemalige Strausbergerin lebt jetzt in Seelow, pendelt zur Ausbildung nach Eisenhüttenstadt und fährt 2-mal in der Woche zum Training in die Karateschule von Peter Liebecke. Trotz ihrer zierlichen Figur braucht sie die Schläge und Tritte der kräftigeren Männer nicht zu fürchten. Denn Susann ist wendig wie eine Gazelle und weicht allen Fußtritten geschickt aus. Darum geht es auch. Ashihara Karate ist kein reiner Angriffsstil, sondern hauptsächlich ein Verteidigungsstil. Wer nicht getroffen werden will, blockt den Angriff ab oder weicht aus. Für Susann war der Prüfungskampf der erste Kampf.

Den Kampf meistern beide Frauen mit Bravour. Blaue Flecken trägt hier keine von ihnen davon. Die gelernten Blöcke und Ausweichmanöver wenden sie an. Jeannette, die sympathische Tattoofrau, trägt jetzt als 5. Kyu einen gelben Gürtel mit einem grünen Streifen dran. Und Susann, auch Sunny genannt, hat sich den 8. Kyu, also den blauen Gürtel, verdient. Sie können stolz auf sich sein, nicht
nur, diese Prüfung bestanden zu haben, sondern auch überhaupt für die Prüfung auserwählt worden zu werden. Denn geschenkt bekommt keiner seinen Gürtel von Trainer Peter Liebecke. Ohne Fleiß keinen Preis. Es gehört wirklich viel Selbstdisziplin dazu, Woche für Woche ungewohnte Bewegungen und dann noch in einer unbekannten Sprache einzustudieren. Doch das macht das Leben interessanter und bunter. Und sie kommen vom Alltagstrott weg und tauchen in eine andere Welt. Nach jedem Training und nach jeder Prüfung sehe ich hier nur strahlende Gesichter.

Wer von euch Frauen jetzt Lust auf ein Probetraining hat, ist herzlich willkommen bei den Trainern Peter Liebecke, Ralf Richter und Colin Dieterich. Die Erwachsenen trainieren am Montag und Donnerstag von 18:30 Uhr bis 20 Uhr in „Sportwelt Strausberg“ Landhausstraße. Und eure Kinder ab 5 Jahren können sich gerne beim Kindertraining von 17 bis 18 Uhr ausprobieren. Osu!

Ashihara, Ashihara Karate, Strausberg
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